Alleinsein kann belasten, wenn es unfreiwillig und erzwungen ist: Tod eines nahen Menschen, Trennung/Scheidung von der Partner*in, Auszug der erwachsenen Kinder, Krankheit, Umzug in eine neue Umgebung aufgrund von Arbeit, Familie, Alter, häufige berufliche Reisen mit immer neuen Hotels ...
Dann können als Reaktion darauf Belastungs- und Einsamkeitsgefühle entstehen.
Die erste Notfallmaßnahme ist radikale (echte) Annahme der Situation.
Ich darf mir klarmachen: Ich bin jetzt allein und fühle mich einsam. Daran ist akut erst einmal nichts zu ändern: die Stille in der leeren Wohnung; Telefon, Email und Whatsapp schweigen beharrlich. Keiner kommt.
Die radikale Annahme einer Situation (Akzeptanz) ist nicht gleichbedeutend mit Selbstaufgabe oder Duldsamkeit und schmerzvollem Warten. Es bedeutet, die Situation in Würde anzunehmen und auf Kampf und Widerstand zu verzichten. Es bedeutet, Energie zu sparen, um später ausreichend Kraft für ihre Bewältigung zu haben.
Manchmal ist gerade die radikale Akzeptanz der wirkungsvolle Weg, um Alleinsein und Einsamkeit zu bewältigen.
Akzeptanz lässt sich mit der Haltung eines Menschen vergleichen, der im Treibsand gelandet ist. "Solange er rudert und paddelt und kämpft, wird es ihn tiefer in den Treibsand ziehen. Bewahrt er Ruhe und streckt sich auf der Oberfläche des Treibsands breit aus, wird er nicht versinken" (Julia Arnhold, psyberlin).
Das Konzept stammt ursprünglich aus dem Zen-Buddhismus und wurde von der US-Psychologin Marsha Linehan in die dialektisch-behaviorale Verhaltenstherapie (DBT) integriert. Er gehört zu den achtsamkeitsbasierten Techniken. Es ist sowohl bei psychischen Erkrankungen wie auch in alltäglichen Stress- und Angstzuständen gut wirksam, um sich zu entspannen und im "Hier und Jetzt" anzukommen.
Praktisch kann Akzeptanz beispielsweise bedeuten, sich selbst in einer Situation des Alleinseins zu sagen: Ich bin jetzt allein. Ich fühle mich jetzt einsam. Das ist aktuell meine Realität. Ich kann sie akut (noch) nicht ändern. Ich nehme die schmerzhaften Gefühle, die ich jetzt habe, zunächst einmal an. Dann schaue ich weiter.
Es gibt viele verschiedene Wege, um diese Situation des auferlegten Alleinseins und der Einsamkeit zu verändern. Jeder Mensch reagiert anders darauf und braucht andere Ressourcen, damit er sich wieder wohlfühlen kann.
Teilnehmer*innen brachten in Workshops folgende hilfreiche Ideen bei Alleinsein und Einsamkeit aus ihrem Alltag ein:
Alleinsein und Einsamkeit können manchmal sehr belastend sein, sodass die Alltagsideen (z.B. Medien, Sport) nicht ausreichen. Das gilt besonders bei großen Sorgen, in tiefer Trauer um persönliche Verluste, bei Liebeskummer, Krankheiten, bei dauerhafter Einsamkeit.
Die Telefonseelsorge steht 24h rund um die Uhr per Telefon und E-Mail zur Verfügung unter 0800 1110111 oder 0800 1110222 oder ist auch online zu erreichen unter https://online.telefonseelsorge.de/.
Auch die Seelsorger*innen der jeweiligen Kirchengemeinden, Moscheegemeinden, Synagogengemeinden usw. vor Ort stehen für vertrauliche Gespräche zur Verfügung.
Seit 2017 besteht die Möglichkeit einer Psychotherapeutischen Sprechstunde innerhalb von 14 Tagen nach Anfrage/Anmeldung. Eine Überweisung entfällt. Informationen hierzu sind beim Bundesgesundheitsministerium oder bei der Kassenärztlichen Vereinigung des jeweiligen Bundeslandes erhältlich: in Nordrhein-Westfalen z.B. unter https://patienten.kvno.de/ oder telefonisch unter 116 117.
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