Es gibt kein Patentrezept gegen Einsamkeit und soziale Isolation. Gefragt sind individuelle Wege und Lösungen. Doch eins ist sicher: Es
gibt immer eigene Wege, um mehr Zugehörigkeit und Verbundenheit zu finden. Außerdem ist hier die Zivilgesellschaft und Sozialpolitik dringend gefordert, hier bessere Hilfenetze zu fördern und
einzurichten.
Ob sich ein Mensch einsam fühlt, isoliert lebt und darunter leidet, sieht man ihm nicht an! Am sinnvollsten ist es, den anderen und
sich selbst zu fragen: Fühlst Du dich gerade einsam?
Wenn das nicht möglich ist, können verschiedene Anzeichen auf Einsamkeit (und soziale Isolation) hindeuten: Sie können
aber auch andere Ursachen haben.
- Es bestehen außer der Pflegebeziehung fast keine anderen sozialen Kontakte und Bindungen. Treffen mit anderen Menschen aus Familie,
Freundeskreis, Nachbarschaft, Vereinen, Schule, Ex-Firma usw. kommen (fast) nicht vor.
- Häufiges Grübeln, innere Leere, beständiges Misstrauen und negative Gedanken zu anderen Menschen, wiederholte unerklärliche Beschwerden
ohne Befund (z.B. Bauchschmerzen) können auch auf Einsamkeit hindeuten.
- Sind solche Anzeichen häufig und wiederkehrend vorhanden, kann ein Gespräch z.B. mit Hausarzt/Pflegedienst mehr
Aufklärung und Hilfen erbringen.
Selbstfreundschaft und Selbstfürsorge pflegen
- Ich schätze mich und meine innere Kraft (Resilienz).
- Ich lobe mich jeden Tag oder bin dankbar für mind. drei Dinge
(Freudentagebuch/Dankbarkeitstagebuch).
- Ich erinnere mich an Positives und genieße die kleinen Dinge im Leben.
- Ich sorge gut für mich (z.B. Ernährung, Bewegung, Musik, Blumen, Natur).
- Ich gestehe mir Überforderung und Einsamkeitsgefühle zu.
- Für Pflegende: Zuerst sich selbst die Sauerstoffmaske aufsetzen, dann dem anderen… Ich sorge täglich für
pflegefreie Räume für mich und lasse auch mal fünf gerade sein. Ich darf Pflegeaufgaben auch loslassen. Ich darf selbst für
mich aktiv werden: Schritt für Schritt …
Mit anderen Menschen über meine Einsamkeit und soziale Isolation in der häuslichen Pflegesituation sprechen
lernen
- Ich darf mich überfordert und einsam fühlen, aber es darf nicht dabei bleiben!
- Ich darf und sollte über mein Befinden mit wertschätzenden Menschen sprechen!
- Falls niemand im privaten Umfeld ansprechbar ist: → Hausarzt, Pflegeberatung, Wohlfahrtsverbände, Selbsthilfe, Seelsorge
etc.
- Individuelle Ursachen sowie Ideen zum Abbau von Einsamkeit und Isolation besprechen, prüfen, auswählen und
umsetzen...
- Nach ein paar Wochen gemeinsam schauen: Was ist aus meinen Vorhaben geworden...?
- Was sind meine nächsten Schritte …?
- Nach ein paar Wochen Maßnahmen wieder prüfen und ggf. anpassen.
Mein Beziehungsnetz Schritt für Schritt ausbauen und pflegen ... Zugehörigkeit finden und ausbauen.
- Regelmäßige Kontakte, Treffen vor Ort festigen die sozialen Bindungen. Gute Bindungen brauchen Zeit.
- Jede gute Bindung, jede funktionierende Gruppe wirken gegen Einsamkeit und Isolation.
- Schritt für Schritt konkret planen und umsetzen:
- Mit welchen Menschen möchte ich (wieder) Kontakt aufnehmen, warum und wann?
- Echtes gegenseitiges Interesse, ein klarer Zeitrahmen und gemeinsames Tun sind notwendig.
- Klären: Wer kann für diese Termine Pflege/Präsenz übernehmen?
- Gezielt einzelne Kontakte pflegen und soziales Netz ausweiten.
Und jedes Lächeln und jedes freundliche Gespräch zählen positiv... :-)