Gelingendes Alleinsein

Um es kurz vorwegzunehmen: Ja, das gelingende, geglückte Alleinsein gibt es. Und das viel öfter als gedacht, und viele Menschen kennen es und praktizieren es.

Das geglückte Alleinsein zeigt sich an innerem Frieden und Ausgefülltsein. Das eigene Leben erscheint sinnvoll.

Für manche Menschen bedeutet das häufige oder konstante Alleinsein, viel Zeit zu haben, in sich hineinzuhorchen und die Dinge selbstbestimmt zu tun: Der Rückzug auf sich selbst wird zur Kraftquelle, weil keine Rücksichten auf andere Menschen genommen werden müssen. Das Alleinsein ist mit Sinn gefüllt.

Das Gewusel des Alltags und der Leistungsgesellschaft wird zurückgelassen. Telefon, Internet, Whatsapp und Co. spielen keine große Rolle. Doch gute soziale Kontakte und sinnvolle Tätigkeiten werden bewusst gepflegt.

Für Menschen, die schon länger allein leben, kann dieses "Bei sich sein" zur liebgewonnenen Gewohnheit gehören.

Das gelingende - geglückte - Alleinsein fühlt sich anders - entspannt - an als die ungeliebte, unfreiwillige Einsamkeit.

Im selbstvergessenen Spiel, beim stundenlangen Schmökern des Lieblingsbuchs, beim Ausdenken eigener Phantasiegeschichten, beim Graben in Sand und Erde ... fast jede und jeder kennt schöne Stunden des Alleinseins aus der Kindheit ... das entspannte Gefühl, in den inneren Dialog mit sich zu treten, Erlebtes zu verarbeiten, nachzudenken, auszuphantasieren.

Diese Fähigkeit, die Zeit mit sich alleine zu genießen, lässt sich (wieder) erlernen.

• durch das Wiederaufnehmen von liebgewonnenen, vielleicht vernachlässigten Hobbies und Interessen.
• durch Nachdenken und Träumen, durch Ordnen der inneren Dinge.
• durch spirituelle Interessen.
• durch Annahme seiner selbst: So, wie ich jetzt bin, bin ich gut genug!

Das gelingende Alleinsein bedeutet nicht Selbstisolation.

Natürlich bleibt der Mensch im Alleinsein in Verbindung mit seinen vertrauten Menschen, auch wenn es nur ein (sehr) kleiner Kreis sein mag.

Das gelingende, geglückte Alleinsein ist ein bewusstes Schwingen hin zu sich selbst, um später wieder zu Menschen und Umwelt hinüberzuschwingen. Beides ist wichtig.

Ein erster Schritt zu diesem Alleinsein ist es, eine Bestandsaufnahme für sich zu machen und sich zu fragen:

Was brauche ich jetzt für mich?

• Will ich eher mein Alleinsein oder Alleinleben - auch für längere Zeiträume - gut pflegen lernen?
• Oder:
• Will ich eher jetzt aus dieser Situation herauskommen, d. h. häufigere und bessere soziale Kontakte finden, mit Familie, alten und neuen Freund*innen, Bekannten, Kolleg*innen, Geschäftspartner*innen usw.?

Je nach Beantwortung dieser Fragen können unterschiedliche Strategien angewendet werden:

• Wer mehr im Alleinsein bei sich bleiben möchte, kann Tätigkeiten und Interessen, die alleine ausgeübt werden können und wohltuen, gezielter suchen und nutzen.
• Wer wieder mehr nach außen orientiert sein möchte, das "Rudel" sucht, kann gezielt gute soziale Kontakte wiederbeleben und neu aufbauen.

Viele Wege führen nach "Rom". Jeder Mensch hat andere Bedürfnisse und Ressourcen, um das Alleinsein zu finden und erfüllend zu gestalten. Manchmal braucht es auch einfach Zeit, um einen Weg für sich alleine zu finden und Zufriedenheit und Lebensmut zu erleben.

Doch "mein" Alleinsein gut zu pflegen, ist immer eine gute Idee.

Das gelingende Alleinsein ist möglich!